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Mit Kōji Yakusho Regie Wim Wenders
Ab 12 Länge 123 Min.

OSCAR KANDIDAT

Kann Spoiler enthalten

Ins Kino gehen, um jemanden beim Kloputzen zuzusehen? Ein bis zum letzten Platz gefüllter Kinosaal, in dem jeder gespannt auf die Leinwand blickt und man zwei Stunden lang eine Stecknadel hätte fallen hören können? Wim Wenders macht es mit PERFECT DAYS möglich. Ihm ist ein kleines Filmjuwel geglückt, das uns beglückt. Hauptdarsteller Kōji Yakusho wurde 2023 bei den Filmfestspielen von Cannes als bester Schauspieler ausgezeichnet. Der Film ist Japans Beitrag für die Oscars 2024.

Hauptdarsteller Kōji Yakusho liegt in Perfect Days von Regisseur Wim Wender auf seiner auf dem Boden liegenden Matratze und liest ein Buch. Es ist Nacht. Der Raum ist nur durch eine kleine Lampe erläutet.
Kōji Yakusho in PERFECT DAYS (Wim Wender Japan, 2023)

Kurzkritik

Das menschliche Schicksal als Essenz des Geschichtenerzählens und Schicksal meint hier nicht das große Drama sondern die Banalitäten des Lebens. Ohne sie würde kein Actiongewitter funktionieren. Das Kino könnte nicht existieren. Wim Wenders widmet sich den Wiederholungen des Alltags, denen wir alle ausgesetzt sind. Dabei entfaltet sich das Porträt eines Mannes, der mit sich scheinbar im Reinen ist und jeden Tag mit einem Lächeln begrüßt. Dabei ist der wortkarge Hirayama, in der bemerkenswerten Darstellung von Kōji Yakusho, nicht Naiv oder einfach gestrickt. Das drückt sich nicht zuletzt in der Auswahl der Bücher aus, die er Abends in seiner spärlichen Freizeit ließt.

PERFECT DAYS ist getragen vom Respekt gegenüber Mitmenschen, denen wir tagtäglich flüchtig begegnen. Wir fassen in Sekundenschnelle ein Urteil, das in erster Linie im äußerlichen Erscheinungsbild und eben im Beruf begründet ist. Hirayama putzt (architektonisch interessant, von Stararchitekten entworfene) öffentliche Toiletten in Tokio. Ein Mann also, den man in der Öffentlichkeit kaum Beachtung schenken würden. Wenders zeigt ihn uns nun beim Matratzenzusammenfalten, der Pflege seiner Zähne und seiner Bäumchen im Wohnzimmer und im öffentlichen Bad. Tagtäglich. Er ist ein Perfektionist.

Zwischendurch sehen wir famose Traum-Collagen mit Fotografien in schwarzweiss. Entworfen von Donata Wenders. Diese Sequenzen sind Kunstwerke für sich, die sich geschmeidig in die Erzählung einfügen und stark zu Rhythmus und Stimmung des Filmes beitragen.

Die Regale im Wohnzimmer sind voll mit Musikkassetten. Im Auto hört Hirayama Van Morrison, Nina Simone und Lou Reed. Der Song „Perfect Day“ ist dann auch sowas wie das Mantra des Films. Er fotografiert noch auf Film, lebt in einer analogen Welt. Die Routinen von Hirayama werden jäh unterbrochen, als ein junges Mädchen vor der Tür steht. Sie spricht ihn mit Onkel an und in wenigen Augenblicken können wir einen Blick in Hirayamas Vergangenheit und Familienverhältnissen erhaschen.

Dann wird klar: Wim Wenders spielt mit doppeltem Boden. Denn unter der Zufriedenheit und Genügsamkeit verbirgt sich scheinbar mehr. Müsste er gar keine Toiletten putzen? Was steckt wirklich dahinter? Wir erfahren es nicht. In der allerletzten Einstellung spüren wir jedoch auf einmal einen Schmerz, der sich tief in Hirayama verbirgt. Wir leiden mit ihm.

Mit PERFECT DAYS ist Wim Wenders ein zutiefst berührendes Kleinod geglückt. Gedreht im Academy Format 1.33:1. Passend zu Hirayamas Minitransporter.

Titel Perfect Days, Japan 2023
Ab 12 Länge 123 Min.
Regie Wim Wenders Drehbuch Wim Wenders, Takuma Takasaki Kamera Franz Lustig Schnitt Toni Froschhammer
Musik Lou Reed, Van Morrisson, Nina Simone Mit Kōji Yakusho


Der Trost der Gewohnheit„: Peter Körte in der FAZ über PERFECT DAYS.


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