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Sie gilt immer noch als einer der größten Filmstars aller Zeiten. Marilyn Monroe ist eine Popikone und einer der Stars des Goldenen Hollywood der 1950er Jahre. Sie füllte mit ihrer Persönlichkeit die Klatschspalten genauso aus, wie die große Leinwand. Blond von Andrew Dominik wird nun als Biopic vermarktet, dabei basiert der Film auf einer fiktionalen Romanvorlage. Die Autorin Joyce Carol Oates hat schon gewusst, warum sie auf 700 Seiten keine Namen nennt, außer jenen von Marylin Monroe. Das Bild, dass nun gerade jene von ihr haben werden, die Monroe nie in einer ihrer Rollen gesehen haben (und das mangels Angebot auf den Streamingplattformen auch nicht nachholen können), ist ein katastrophales. Leider scheint sich niemand um ihr Erbe für die Nachwelt zu kümmern. Über die ersten 20 von 166 Minuten kommt aber offenbar ohnehin kaum jemand hinaus. So blüht dem Film ein unrühmliches und tristes Streamingdasein.
Darum geht es
Der Film erzählt in Episoden aus dem Leben von Marilyn Monroe (Ana de Armas). Zu Beginn sieht man sie als kleines Mädchen (Lily Fisher) zusammen mit ihrer psychisch kranken Mutter (Julianne Nicholson) während eines großen Feuers in Hollywood Anfang der 1930er Jahre. In ihrer Jugend arbeitet sie als Cover- und Pinup-Model, bis sie 1946 von Darryl F. Zanuck ihren ersten Studiovertrag erhält, von dem sie dafür vergewaltig wird. Monroe ist stetig auf der Suche nach einer Vaterfigur. Ihren richtigen Vater hat sie nie kennengelernt. Es folgen Affären mit Eddy Robinson Jr und Cass Chaplin und Ehen mit Joe DiMaggio (Bobby Cannavale) und Arthur Miller (Adrian Brody). Von US-Präsident John F. Kennedy wird sie ebenso missbraucht. Sie arbeitet mit den größten Regisseuren ihrer Zeit, die ihre Eskapaden für ihre unvergleichliche Leinwandpräsenz in Kauf nehmen. Ihr Ruhm steigt ins Unermessliche, was ihr immer mehr zu schaffen macht. 1962 nimmt sie sich nach offiziellen Angaben das Leben.
Kommentar
Erst vor kurzem konnte eine jüngere Generation eine andere Ikone des 20. Jahrhunderts auf der Leinwand kennenlernen. Buzz Lurmanns Elvis spart nicht mit den Schattenseiten im Leben des Rock’n’Rollers. Trotzdem: man konnte sich ein Bild machen und verstehen, warum die Faszination um ihn bis heute ungebrochen ist. Mit Andrew Dominiks Blond gestaltet es sich nun etwas anders.
Technisch (Kamera: Chayse Irvin) zieht der Film alle Register. In Farbe und Schwarzweiß wechseln die Bildformate und werden zahlreiche berühmte Fotografien nachgestellt und zum Leben erweckt. Das ist Größtenteils schön anzusehen. Jedenfalls so lange die Bilder nicht zu explizit werden und man mit ansehen muss, wie sich Monroe prostituieren muss. Das ist dann mitunter unerträglich.
Ana de Armas legt sich ordentlich ins Zeug und zeigt mit Sicherheit eine schauspielerischer Leistung, an die man sich zurückerinnern wird. Sie beherrscht die verletzliche dünne Stimme, die wir von Monroe kennen. Jede Locke sitzt perfekt. Ebenso Julianne Nicholson, Bobby Cannavole und Adrian Brody seien erwähnt und zeigen einmal mehr, warum es im Englischen Supporting Actor/Actress heißt. Retten können sie den Film aber alle nicht.
Wir haben es hier mit einer Aneinanderreihung von negativ konnotierten Lebensstationen zu tun. Das Leben als ständiger Kontrollverlust. Monroe sehen wir durchwegs fremdbestimmt. Ein Funken der Lebensfreude kommt erst gar nicht auf. Wenn hier allerdings das männliche Studiosystem angeprangert werden soll, so fügt der Film dem eine neue Ebene hinzu. Denn frei von voyeuristischen Zügen ist Dominiks Inszenierung keineswegs. Die Bilder setzten dem noch eins drauf, in dem sie Monroes Charakter neuerlich ausbeuten. Auch durch die Bildsprache. In der Realität hatte sie ihr Leben sehr wohl selbst in der Hand. Immerhin war sie Mitbegründerin einer eigenen Filmproduktionsfirma, nachdem sie zusehends mit den Rollenangeboten nicht mehr zufrieden war. Ein Schritt, der heute als Teil vom Ende des Studiosystems gesehen wird.
Blond bedient sich Mythen rund um Marilyn Monroe, die heute teilweise widerlegt sind und macht das, was schon die Studiobosse zu ihren Lebzeiten getan haben: sie für ihre Zwecke auszunutzen. Einer ambivalente Persönlichkeit wird der Film nicht gerecht. Leider kann Marilyn Monroe sich nicht mehr dagegen wehren.
BLOND (OT: BLONDE)
Drama, 2022
Regie Andrew Dominik
Drehbuch Andrew Dominik nach Joyce Carol Oates
Kamera Chayse Irvin
Schnitt Adam Robinson
Musik Nick Cave, Warren Ellis
Mit Ana de Armas, Adrian Brody, Bobby Cannavale, Julianne Nicholson
Länge 166 Min.
Streamingplattform Netflix
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