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Wer die Filme von Gaspar Noé kennt, weiß, dass man nach seinen Filmen nicht einfach so den Saal verlässt und so tut als wäre nichts gewesen. Es sind intensive Kinoerfahrungen die nicht jedem gefallen mögen und über die sich nur schwer diskutieren lässt, weil, entweder man findet es toll oder eben nicht. Ob das Publikum heute noch zu hunderten den Saal verlassen würde, wie vor sechzehn Jahren bei Irreversible, sei dahingestellt. Exzessive Gewalt ist heute schon fast Mainstream geworden. Noès Filme sind aber viel mehr als bloße explizite Gewaltdarstellungen. Sie erheben durchaus künstlerischen Anspruch.

Sein neuester Film Climax beginnt zwar neuerlich mit dem Ende, wird darüber hinaus aber chronologisch erzählt. Zu Beginn werden die Darsteller in einem Prolog vorgestellt. Sie sprechen aus einem alten Fernsehgerät umrahmt von Videokassetten und Büchern, die den Regisseur bei seinem folgenden Trip offensichtlich beeinflusst haben oder er möchte das dem Publikum jedenfalls glauben machen. Das Ganze strapaziert etwas die Geduld, was danach kommt ist aber großes Kino.

Eine Tanzkompanie probt ein letztes Mal vor einer großen Tournee in einem Veranstaltungssaal. Der gesamte Film wird in diesem Raum und den angrenzenden Gängen und Zimmer spielen. Die Choreografie ist berauschend gut, die Kamera fliegt durch den Raum, dass es eine Freude ist und der Soundtrack dazu ist eine Wucht. Alles in einer einzigen ungeschnittenen Einstellung. Noés Filme sind immer ein Rausch und man ist bereits mitten drinnen. Was folgt ist aber ein Trip in die Hölle.

Die Probe ist zu Ende und die Party kann beginnen. Irgendwann kommen die Credits. Wie immer bunt und groß. An dieser Stelle könnte man das Kino verlassen. Sangria fließt in strömen. Die Stimmung kippt. Jemand hat Drogen in die Bowle gemischt. Bei gleichbleibend wummerndem Soundtrack wird jetzt auch noch geschrien. Panik macht sich breit. Ein Kind ist involviert. Noè geht aufs Ganze, in allem was er tut. Das mag dick aufgetragen sein, andererseits ist es nur konsequent. Dass dies kein Kindergeburtstag ist, hat man schon in der ersten Szene gesehen.

Bei Noé geht es nicht ohne unschöne Bilder aber visuell ist das alles brillant. Die Musik spielt in Climax eine wesentliche Rolle. House, Disco, Techno: Supernature im Remix, Born to be alive und eine tolle Instrumentalversion von Angie. Ein Höhepunkt jagt im wahrsten Wortsinn den nächsten. Ein opulenter Drogentrip den man nicht verpassen sollte, wenn man bis hier her gelesen hat und das alles nicht schon im Vorhinein für unerträglich hält.

Gaspar Noé | F 2018 | 96 Min | 3.5 out of 5 stars

Foto © Thimfilm

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