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Zum Jahreswechsel wurden in DIE ZEIT Autoren aus allen Resorts dazu befragt, ob die Kunst die Welt verändern kann. Gibt es diese Erweckungsmomente, Werke von denen jeder wissen muss? Neben Salgado, Kafka und Melville, Giorgione, Dylan und Mendelssohn Bartholdy scheint neben Casablanca ein zweiter Film auf: PERFECT SENSE. Ein Grund, einen näheren Blick auf dieses Science-Fiction-Drama zu werfen.

Der Film bietet ein spannendes Gedankenexperiment. Was wäre, wenn wir nach und nach unserer Sinne beraubt würden? Eine Pandemie geht um in der Welt. Auf unerklärliche Weise verlieren immer mehr Menschen ihren Geruchsinn. Alles geht zu schnell, um ein Gegenmittel oder gar die Ursache herauszufinden. Terroranschlag nicht ausgeschlossen. Willkommen im 21. Jahrhundert.
Bald ist ein Muster erkennbar. Jedem Sinnesverlust geht ein kurzzeitiger emotionaler Kontrollverlust voran: Trauer, Angst, Wut und Glück. Die verbliebenen Sinne werden geschärft und übernehmen immer mehr Funktionen. Ein Konzert beispielsweise wird über die auf große Kisten übertragenen Schallwellen erlebt.
Die audiovisuellen Sinne werden auch dem Publikum geraubt. Bis zur letzten Konsequenz.
Eva Green und Ewan McGregor spielen ein Liebespaar, das sich mit Beginn der Katastrophe kennen lernt. Sie ist Virologin und er Chefkoch. Die Küche der Ort zentraler Sinneserfahrungen. Wie stellt man den Betrieb um und wie fällt eine Restaurantkritik aus, wenn weder Geruch noch Geschmack ein Kriterium sind?

Etwas irritierend bleiben zwei Gestaltungselemente: die Rolle der Erzählerin mit der Stimme der Hauptdarstellerin. Der erklärende Blick von Außen aber doch nicht allwissend. Hat man dem Publikum nicht zugetraut, der Handlung ohne zusätzliche Erklärungshilfen zu folgen?
Und dass im Haupthandlungsort Glasgow nur Weiße zu leben scheinen, während immer wieder durch Montagen das globale Ausmaß der Katastrophe mittels Bildern von ebenso betroffenen Menschen in Afrika vermittelt werden soll. Alles in allem aber ein sehenswerter Film.

David Mackenzie D/GB/DEN/SWE/IRE 2011 92 Min.

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